Vierter „Löwe“ für Göttingen! LC Göttingen „Göttinger 7“ ist der erste gemischte Club an der Leine

Am 24. September 2012 startete die offizielle Gründungsversammlung des Lions Club Göttingen „Göttinger 7“ mit einem Sektempfang am G7-Denkmal von Günter Grass auf dem Campus der Georg-August-Universität. Sah es zunächst noch nach Starkregen und Sturm aus, klarte das Wetter pünktlich auf, sodass die Clubneugründung bei freundlicher Abendsonne und Trockenheit eingeläutet werden konnte. Als freundschaftliche Geste überreichte die Präsidentin des LC „Bettina von Arnim“, Christiane Günther, Rosen an alle Neumitglieder des LC „Göttinger 7“.

Mit seinen mehr als 50 weiblichen und männlichen Gründungsmitgliedern ist der LC Göttingen „Göttinger 7“ der erste gemischte und inzwischen vierte Lions Club in Göttingen. Nicht nur in der kurzen Zeitspanne, in der aus einer Idee ein aktiver Club wurde, zeigt sich in den ersten Jahren nach der Gründung ein frisches Engagement, das von allen Mitgliedern spürbar geteilt wurde.

Vom Universitätsgelände aus fanden sich die Clubmitglieder und ihre Gäste dann zu einem feierlichen Dinner im Gebhards Hotel ein. Neben den amtierenden Präsidenten und Past-Präsidenten des LC „Hainberg“ und des LC Göttingen sowie der Göttinger Leos waren auch der District Governor, Rüdiger Maxin, und der Kabinettsbeauftragte Global Membership Team (KGMT), Lothar Seidel, anwesend. Letzterer überreichte den neuen Gründungsmitgliedern zusammen mit dem „Göttinger 7“-Präsidenten Dr. Torben Hennies und der Club-Sekretärin Silvia Eisenacher dann die Mitgliedsurkunde, den Lions-Pin sowie das Mitgliederverzeichnis 2012/13.

Im Verlauf des Abends stellte KGMT Lothar Seidel außerdem dem Past-Präsidenten des LC „Hainberg“, August-Wilhelm Marahrens, für seine Unterstützung der Clubgründung die Aufbauauszeichnung in Aussicht. Auch dem Präsidenten des LC „Hainberg“ Dr. Jörg Larsen wurde ausdrücklich für die Bürgschaft seines Clubs gedankt, die wesentlich zur gelungenen Realisierung der Gründung des LC „Göttinger 7“ beitrug.

Für die musikalische Umrahmung der gelungenen Gründungsveranstaltung sorgte das Horntrio der von LF Christine Büttner geleiteten Musikschule „Musi-Kuss“, die im Anschluss an die feierliche Aufnahme in lockerer Atmosphäre ausklang.

Weltweit wollen die Lions Clubs als Vereinigung freier Menschen in freundschaftlicher Verbundenheit und uneigennützig an der Lösung der gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit mitwirken.

Von Heidemarie Hohls zur Gründungsversammlung

Im Jahre 1737 gründete Georg II, König von Großbritannien und als Georg August zugleich Kurfürst von Hannover die Georgia Augusta Universität Göttingen. Dem Geist der Aufklärung verbunden, entstand in Göttingen eine der ersten Hochschulen in Deutschland, die eine Gleichberechtigung der Fakultäten einführte und die bevorzugte Stellung der Theologie abschaffte. Die Grundlage für den raschen Erfolg und die in den nächsten Jahrzehnten einsetzende internationale Bekanntheit der Universität legte der Geheime Rat Gerlach Adolph von Münchhausen – der übrigens keineswegs mit dem berühmten „Lügenbaron“ zu verwechseln ist. Er holte neben Christian Gottlob Heyne, der die Leitung der Universitätsbibliothek übernahm, auch Albrecht von Haller nach Göttingen, der schon im Jahr 1751 den Botanischen Garten gründete und später zum ersten Präsidenten, der von Georg II begründeten Akademie der Wissenschaften wurde.

Im 19. Jh. hatte sich die Universität Göttingen als feste Größe im Kreis der international bedeutenden Hochschulen etabliert. Nach der Befreiung von der napoleonischen Besatzung hatten die Regenten des Königreichs Hannover unterdessen, die vom französischen Verfassungssystem ersetzte, überkommene Ordnung wieder hergestellt. Trotzdem war der gesellschaftliche Wandel jener Zeit offenkundig geblieben. Ein erstarktes Bürgertum verlangte mehr Einfluss in den Städten, und die Bauern nach einer Erleichterung der grundherrlichen Lasten.

In Göttingen kam es 1831 zu einem Aufstand aller Stände, der aber vom Militär erstickt wurde. König Wilhelm IV erließ im Verlauf der Ereignisse ein neues Grundgesetz, das wesentlich von dem Historiker und Staatsrechtler Friedrich Christoph Dahlmann mitgestaltet wurde. Hannover erhielt eine verfassungsgebende Versammlung mit bescheidenen Mitwirkungsrechten für Bürger und Bauern. Diese zaghafte Reformpolitik hatte jedoch einen entschiedenen Gegner: den Nachfolger Wilhelms IV. und zukünftigen König, Ernst August von Hannover. Schon aus England übte er scharfe Kritik an der Verfassung, und nach seinem Amtsantritt beurlaubte der als äußerst konservativ geltende König umgehend die Ständekammer, ließ sie dann formell auflösen und kündigte eine Verfassungsrevision an.

Ein Vorgehen, das in ganz Deutschland großes Aufsehen erregte und besonders in Göttingen besorgt wahrgenommen wurde, wo im September 1837 das 1oo jährige Bestehen der Universität in Anwesenheit des Königs gefeiert werden sollte. Die Professoren der Georgia Augusta berieten über mögliche Reaktionen auf den Verfassungsbruch. Friedrich Christoph Dahlmann formulierte einen Protestbrief an die Regierung in Hannover, der von folgenden Professoren unterzeichnet wurde:

• die Germanisten Jacob und Wilhelm Grimm
• der Staatsrechtler Wilhelm Eduard Albrecht
• der Orientalist Heinrich August Ewald
• der Literaturhistoriker Georg Gottfried Gervinus
• der Physiker Wilhelm Weber

Diese „Göttinger Sieben“, wie sie bald genannt wurden, fühlten sich an ihren Diensteid auf die Verfassung gebunden und hielten es für unmoralisch, sich durch einen königlichen Verfassungsbruch entpflichten zu lassen. Alle Sieben waren angesehene Wissenschaftler und geachtete Bürger Göttingens. Durch ihren Protest zeigten sie sich aus heutiger Sicht zwar als mündige Staatsbürger, doch 1837 reagierte die Obrigkeit gnadenlos.

Alle Unterzeichner wurden 1837 aus ihren Ämtern entlassen und zum Teil des Landes verwiesen. Der Theologe Rudolf Smend schrieb als erster Nachkriegs-Rektor Göttingens in seiner Würdigung der Göttinger Sieben:

„Gewiss sind die Sieben in ihrer Haltung sittliche Vorbilder schlechthin, aber auch darin, dass die Erinnerung an sie unbarmherziges Gericht über uns, die Nachfolger der Sieben, bedeutet, wenn sie uns fragt: Wo wart ihr 100 Jahre nach uns, als es wieder einmal Pflicht war, zum Unrecht der herrschenden entschlossen und opferwillig NEIN zu sagen?“

Heidemarie Hohls

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